4. Methodik

4.1 Methodisches Vorgehen

Der methodische Zugriff auf den Untersuchungsgegenstand einer empirischen sprachhistorischen Arbeit kann nur in Abhängigkeit der verfügbaren Quellen erfolgen. Ein erprobter sprachhistorischer Methodenkanon, insbesondere in der externen Sprachgeschichte, der eine Anleitung geben könnte, existiert nicht, wie auch Wilhelm unterstreicht: »Von einer eigentlichen sprachhistorischen ›Methodendiskussion‹ kann bislang allerdings kaum die Rede sein. Die romanistische Sprachgeschichtsschreibung scheint sich weithin als eine Disziplin zu verstehen, die ohne eine vertiefte Theoriereflexion auskommt.« (Wilhelm 2003, 221).1 Prinzipiell und traditionell sind in der Sprachgeschichtsschreibung die quantitative und die qualitativ-hermeneutische Nutzbarmachung von Quellen einerseits sowie andererseits die Auswertung unter den Aspekten der – im Idealfall miteinander verwobenen – internen oder der externen2 Sprachgeschichte möglich (Weidenbusch 1999, 151–153). Es bietet sich dabei an, die diachrone Dynamik von Sprachen und Varietäten auf korpuslinguistischer Grundlage zu analysieren,3 wobei sich bei der Erstellung diachroner Korpora Probleme ergeben können (vgl. Rissanen 1989).

Das Forschungsdesign sieht eine quantitativ-qualitative Methodenkombination vor, im kritischen Bewusstsein, dass man als Forscher bei der quantitativen Methode »auf das Auffindbare und Aufgefundene angewiesen ist, was das Problem der Repräsentativität und Aussagekräftigkeit hervorruft« (Weidenbusch 1999, 151).4 Die quantitative und qualitative Forschungsstrategie kamen nacheinander zur Anwendung: Zunächst wurde ein elektronisches Korpus in Form einer bibliografischen Titeldatenbank erstellt (vgl. TISIT16–17)5, auf deren Grundlage dann in einem zweiten Schritt ein-, zwei- und mehrsprachige Druckwerke von sprach- und druckgeschichtlicher Relevanz ermittelt wurden. Ihre Reproduktionen wurden sodann nach Möglichkeit im europaweiten Fernleihverkehr bestellt oder im Idealfall im Internet als Digitalisat aufgefunden und (meta-)sprachlich analysiert.6

Die gezählten Druckwerke wurden zunächst also als Resultate von Hispanisierung und Mehrsprachigkeit gedeutet; in einem zweiten Schritt wurde versucht, die konkreten sprachkontaktinduzierten Prozesse nachzuverfolgen.

In der ersten, statistischen Analyse sollten demnach Häufigkeitsverteilungen und paratextuelle, sprachliche und diskurstraditionelle Korrelationen ermittelt werden, die auf die Grundgesamtheit des Korpus sowie die Gesamtproduktion der Halbinsel generalisiert werden konnten. Hier wurde in erster Linie quantifiziert, wie oft Spanisch vom 16. bis 17. Jahrhundert 7 und in verschiedenen Domänen verwendet wurde.

Die qualitative Auswertung erfolgte durch Einzelfallanalysen und Typenbildung. Hier ließen sich bei ausreichender Repräsentativität metasprachliche und diskurstraditionelle Strukturmerkmale herausfiltern und – unter Vorbehalt – eine Typologisierung nach Benutzungsmöglichkeiten und Benutzer(gruppen) vornehmen. Mit dieser qualifizierenden Analyse sollte, unter Einbezug des historischen Kontextes, die Plausibilität der empirisch festgestellten prozentualen Distribution der Sprachen/Varietäten geprüft werden.

Als numerische, also zählbare und interpretative bzw. latente, das heißt aus Indikatoren abzuleitende Variablen wurden folgende bestimmt:

Tabelle 4: Auswahl der Variablen der Datenbank TISIT16–17.

Tabelle 4: Auswahl der Variablen der Datenbank TISIT16–17.

4.2 Quellenbasis: Überlieferungs- und Katalogisierungsproblematik

Die Entscheidung für die Erstellung einer eigenen Verweisdatenbank resultierte aus der Metaanalyse der verfügbaren Kataloge und der Sekundärliteratur, die in mehrfacher Hinsicht labyrinthisch war:

1)  Es existieren bis heute nur wenige Kataloge, die ausschließlich in Italien erschienene Drucke in spanischer Sprache und/oder in Übersetzung verzeichnen. In Italien

[…] infatti si è lavorato, e si sta lavorando […] per il censimento del materiale ispanico nelle biblioteche di ogni livello e grado, ma siamo ancora lontani dal raggiungere quella completezza tale da permettere di stilare un catalogo generale delle opere antiche di tale area geografica [italiana; T.A.]. […] Non resta che augurarsi che altri censimenti ed altre analisi, quanto più numerose possibile, forniscano parallele suggestioni sulla storia della cultura e delle idee nei rapporti tra l’Italia e la Spagna dal Rinascimento al secolo d’Oro. (Giri 1992, 4 und XI)

Nicht positiver lautet die spanische Gegenperspektive im Hinblick auf die »edición española fuera de España«:

Estamos ante un campo de labranza sin roturar. Falto de una investigación mínimamente suficiente, investigación que exigirá un estudio comparativo con la realidad de la producción editorial no autóctona de otros países. Motiva esta carencia, otra, que necesariamente ha de cubrirse antes, la de un repertorio bibliográfico también suficiente. […] La producción editorial en Perpinán, en Cerdena, en el Milanesado, en los reinos de Sicilia y de Nápoles, en Flandes, y entre los años 1580–1640 en Portugal, no era extranjera hablando en términos reales, pero podemos considerar la producción editorial en esos lugares como foránea, desde nuestra perspectiva actual, sin que, en momento alguno, perdamos de vista en su análisis, la realidad política y sociocultural en que se origina. (Martín Abad 2003, 105f.)

Erst seit dem Jahr 2010 existiert mit dem IB16 (und mit dem IB17) ein exhaustiver Katalog zu Drucken, die in Spanien oder Portugal oder auf Spanisch oder Portugiesisch bis zum Jahr 1600 gedruckt wurden.8

2)  Größtenteils handelt es sich bei den existierenden Verzeichnissen um Bestandskataloge bzw. Teilbibliografien einzelner, insbesondere englischer9 Großbibliotheken, die meist sämtliche Titel ihres Bestandes, das heißt auch außerhalb Italiens publizierte Druckwerke auf Spanisch vereinen10 und die zudem nur einen bestimmten oder einen großen Zeitraum von mehreren Jahrhunderten abdecken. Ein erhebliches Problem bei der Suche nach passenden Titeln besteht ferner in der teils unübersichtlichen Katalogaufmachung: Bei oftmals mehreren tausend (teils handschriftlich) gelisteten Druckwerken gestaltet sich die Trefferermittlung wie die berühmte mühsame Suche nach der Nadel im Heuhaufen (so zum Beispiel bei Thomas 1921; Ders. 1966).

3)  Das Kriterium der Sprache bzw. der Mehrsprachigkeit eines Werkes geht häufig nicht aus dem Titel hervor11; dieser kann zum Beispiel in einer anderen Sprache verfasst sein als das Werk selbst; rechnet man den Paratext mit ein, ist streng genommen beinahe jeder Druck mehrsprachig. Solche für Linguisten fundamentalen Zusatzinformationen fehlen in den meisten Verzeichnissen und können nur durch Direktkonsultation verifiziert werden (virtuell im Internet, in digitalen Bibliotheken oder in den Bibliotheken vor Ort). Eine Problematik ergibt sich auch in Bezug auf die inhaltliche Ordnung des Titelmaterials, die meist nicht angezeigt wird. Bestenfalls gibt es zum Beispiel im Vorwort Hinweise auf eine zumindest grobe Systematik der erschlossenen Titel, beispielsweise dahingehend, dass die meisten Drucke des Katalogs literarischer oder historisch-politischer Natur seien (zum Beispiel Peeters-Fontainas 1965, VIII).

4)  Die Referenzwerke repräsentieren nicht unbedingt den Querschnitt der italienischen Produktion, sondern sind, zum Beispiel im Falle des SCBI der British Library, als »risultato di una bibliofilia rivolta alla ricerca del libro raro, bello e prezioso« (Harris 1995, zit. nach Trovato 2006, 1268) anzusehen. Auf das Phänomen der in Gesamtkatalogen intendierten ›Musterkollektion‹ wurde bereits in Kap. 3.3.1 aufmerksam gemacht12; sie beinhalten gerade meist nicht die ›bescheideneren‹ Druckerzeugnisse, also Akzidenzen wie Almanache, Kalender, Gebetsbüchlein, stampe popolari etc. sowie die Vorformen massenmedialen Publizierens wie Flugschriften (vgl. Wilhelm 1996), Flugblätter und Einblattdrucke, obwohl gerade diese »libri per tutti« (vgl. Braida 2010) den Großteil der Produktion ausmachten und eine weiter ansteigende Lesefähigkeit bewirkten (Rautenberg 2003, 331). Abgesehen von der Tatsache, dass es sich bei dieser Art von (auch spanischen) Druckwerken um Verbrauchsliteratur handelte, die folglich ihrer Natur nach keine lange Überlebensdauer hatte,13 gingen die restlichen aufgrund ihres – aus bibliophiler bzw. nationalbibliografischer Sicht – ›konservierungsunwürdigen‹ Charakters verloren14 oder sind allenfalls in Spezialsammlungen oder Archiven vorhanden, teilweise schwer zugänglich.15

5)  Der Großteil der Kataloge, vor allem die der »fondi antichi spagnoli« italienischer Bibliotheken,16 ist nicht über den Fernleihverkehr in Deutschland zu beziehen; kein einziger ist außerdem digital verfügbar, eine Tatsache, die eine Auswertung allein zum Beispiel nach dem Druckort erschwert. Dabei handelt es sich um ein gemeinsames Charakteristikum aller Kataloge bis auf die Ausnahmen von EIRN, EDIT16 und vor allem dem USTC.

4.3 Korpuserstellung und -beschreibung

Dieser Mangel an professionellen Recherchewerkzeugen und die bibliografischen Defizite, zu denen sich noch wenig zuverlässige, da nicht empirisch fundierte, Thesen über den spanischen Buchmarkt in Italien aus der Sekundärliteratur gesellten (vgl. Kap. 3.3.1), führten zu dem Entschluss, eine eigene elektronische Datenbank, TISIT16–17, zu erstellen17, die sich vornehmlich aus acht Katalogen speist.18 Aus diesen wurden diejenigen Titel gefiltert, die hinsichtlich des Untersuchungszeitraums zwischen 1501 und 1700 und hinsichtlich der Sprache passten, sprich spanische, katalanische und teils volkssprachliche, nicht toskanische19 cinquecentine und secentine sowie Übersetzungen aus den genannten Sprachen ins Italienische und umgekehrt. Warum wurde gerade auf diese Kataloge zurückgegriffen? Zum einen beschränkten sie sich nur auf italienische Druckorte, waren problemlos zugänglich und relativ leserfreundlich aufbereitet. Teilweise sind sie sogar hinsichtlich der Sprachverteilung innerhalb der Druckwerke genauestens kommentiert (mit detaillierten Seitenangaben bei Sprachwechseln) und mitunter mit Zitaten aus Paratexten versehen, in denen bisweilen aufschlussreiche Aussagen über die Sprachwahl und Sprachbewertung zum Vorschein kamen (vgl. Toda y Güell 1891 und Ders. 1927–193020; Sánchez García 2007). Des Weiteren sind diese Kataloge nicht nur auf schöngeistige Literatur beschränkt (bis auf Zaccaria21 und Thomas22); so sind etwa in der sechsbändigen Bibliografie von Toda y Güell23 mitunter kleinere Druckformen wie königliche Pragmatiken oder Flugblätter inkludiert. Zum anderen konnten die Bibliografien von den abgedeckten Zeiträumen her sowie in der Summe ihrer Titel – circa 8.600 – meines Erachtens Repräsentativität beanspruchen. Als wichtigsten möglichen Fehler neben jenem der fehlerhaften Sprach- und Diskursdomänenzuteilung bei der Datenerhebung könnte man eine Verzerrung bei der Auswahl der teils sehr alten Kataloge ausmachen: Ein stichprobenartiger Abgleich mit circa 7.000 weiteren gesichteten Titeln aus anderen kleineren italienischen Katalogen »di interesse iberico/ispanistico« (zum Beispiel Giri 1992; Busquets 1998; Bigliani 2002) hätte zwar eine höhere Gesamtzahl an Titeln zur Folge gehabt, jedoch zu keiner Änderung der statistischen Ergebnisse geführt, da lediglich die bis dahin ermittelte Tendenz der sprachlichen Verteilung bestätigte wurde: Vor allem erhöhte sich die ermittelte Anzahl von über 1.100 in Venedig gedruckten Übersetzungen aus dem Spanischen ins Italienische weiter (vgl. Kap. 5).

Ebenfalls aufgenommen in die Titeldatenbank TISIT16–17 wurden neben den aus den genannten Katalogen gewonnenen Druckwerken Titel, die in der linguistischen, historischen, musik- und theaterwissenschaftlichen Sekundärliteratur thematisiert oder vorgestellt wurden, und Funde aus dem Internet, vor allem Digitalisate aus Netzpublikationen unterschiedlicher Art (zum Beispiel virtuelle Bibliotheken wie HathiTrust Digital Library, Internet Archive oder Europeana, Meta-Kataloge wie WorldCat oder der Karlsruher Virtueller Katalog, Google Books24 sowie Sammelschwerpunkte und Spezialbestände in virtuellen Fachbibliotheken.25

Im Einzelnen lässt sich die systematische bibliografische Erfassung der insgesamt 3.018 verzeichneten Titel wie folgt spezifizieren: 1.569 Titel entstammen der Bibliografie von Toda y Güell (Toda y Güell 1890; Ders. 1927–1930); 467 der von Zaccaria (Zaccaria 1907) und 90 der von Sánchez García (Sánchez García 2007). Aus EDIT16 2009 wurden 1.104 Titel übernommen. Die restlichen circa 500 Editionen sind, wie geschildert, unterschiedlicher Herkunft, vornehmlich aus Online-Publikationen. Circa 200 Titel sind mehrfach zugeteilt, überschneiden sich also.

Darüber hinaus beinhaltet die Datenbank 60 recherchierbare Druckorte – 37 davon wurden als Erscheinungsorte der spanischen Titel registriert –, 900 Autoren und 677 Drucker (wobei Angehörige derselben Druckerfamilie immer extra aufgeführt wurden).26

4.4 Auswertungsprämissen und methodische Grenzen

Dass mit dieser Katalogisierung bzw. Zählung der spanischen und mehrsprachigen Titel nur ein Bruchteil der gesamten Buchproduktion, nämlich der katalogisierten 75.000 und angenommenen 150.000 in allen Sprachen und Varietäten in Italien erschienenen cinquecentine und secentine erfasst wurde (vgl. Kap. 2.2), darüber besteht kein Zweifel. Ebenso kann auch ein gewisser Willkürlichkeitsgrad in der Korpuszusammenstellung, den beispielsweise auch Ellena in ihrer diachronen Langzeit-Studie eingesteht, nicht ausgeschlossen werden (vgl. Ellena 2011, 28f.).

Das Korpus stellt in Form einer elektronisch verfügbaren Ressource ein Grundlagenkorpus dar, das erstmalig eine zuvor nicht vorhandene und recherchierbare Statistik (auf Basis von Absolutzahlen) und Vergleichbarkeit der spanischen Buchproduktion der Halbinsel, insbesondere der spanischen Territorien möglich macht (auf Basis von Vergleichszahlen).27 Es ist erkenntnisorientiert und kann unter numerischem Gesichtspunkt als repräsentativ gelten, da Überzufälligkeiten, das heißt überzufällig gehäuftes Auftreten von spanischen Werken und Übersetzungen in bestimmten Erscheinungsorten und Diskursdomänen erreicht wurden, wie in den Folgekapiteln gezeigt werden wird.

Die Datenbank lässt sich, wie oben angedeutet, nach verschiedenen Variablen wie Sprache, Druckort, Zeitspanne, Drucker, Autor etc. auswerten, bei deren Ermittlung sich aber einige methodische Herausforderungen ergaben.

Abbildung 6: Screenshot der Eingabemaske der relationalen MySQL-Datenbank TISIT16–17.

Abbildung 6: Screenshot der Eingabemaske der relationalen MySQL-Datenbank TISIT16–17.

Abbildung 7: Screenshot eines Datensatzes der relationalen MySQL-Datenbank TISIT16–17.

Abbildung 7: Screenshot eines Datensatzes der relationalen MySQL-Datenbank TISIT16–17.

Erfasst wurden nach dem adaptierten bzw. vereinfachten Standardschema anglo-amerikanischer Schule (vgl. Fahy 1988) Verfasser, Titel28, Erscheinungsjahr und -ort,29 nach Möglichkeit Format (Folio bis °32), Seitenzahlen, Bandangaben und vorherige und nachfolgende Editionen.30 Kataloganreichernde Felder mit größerem Zeichenvolumen wurden einberaumt für Zitate aus dem Paratext (»Kommentar«) und für sonstige Annotationen (»Besonderheiten«). Im Gegensatz zu Volltextdatenbanken ist der Text des Werkes aus technischen Gründen nicht in der Datenbank verfügbar, aber der Link zum Digitalisat, falls dieses online vorhanden war (»bibliografischer Hinweis«, wobei in diesem Feld auch eventuell zu diesem Titel passende Sekundärliteratur zu finden ist). Auf die Bekanntgabe der zu den Titeln gehörigen Exemplare in den diversen internationalen Bibliotheken wurde verzichtet – in diesem Punkt wie auch in anderen ist die Datenbank durchaus ausbaufähig (vgl. Kap. 7.2). Die Elemente des Kolophons Con Privilegio und Con licenza dei superiori wurden, falls erschließbar, in einer Dropdown-Liste mit den dichotomischen Variablen »ja/nein« aufgenommen. Ebenfalls im Dropdown-Listenfeld angelegt wurden die sprachlichen und domänenspezifischen polytomen Variablen:

–   einsprachig: sp, kat, jsp;

–   zweisprachig: it-sp, sp-lat, hebr-sp, kat-lat, kat-sp, sard-sp; n-sp;

–   dreisprachig: it-sp-lat, frz-it-sp;

–   mehrsprachig, das heißt vier oder mehr beteiligte Sprachen in verschiedenen Kombinationen;

–   Übersetzungen: it>sp, it<sp, kat>sp, kat>it, it>sard, hebr>sp, frz>sp; frz>sp>it; port>sp>it; lat>it>kat;

–   Diskursdomänen: Aestetica, Historia, Jurisprudentia, Militärwissenschaft, Philologia, Religion, Scienciae, Varia, Technicae.

In der schwierigen Festlegung zum einen und der Zuordnung der oftmals nicht eindeutigen Titel zu bestimmten Diskursdomänen oder -universen31 zum anderen liegt vermutlich die Achillesferse der vorliegenden Arbeit; sie wurden in Anlehnung an gängige Systematiken in der Buchwissenschaft bzw. Bestandssystematiken in Bibliotheken sowie nach Häufigkeiten bestimmt und während der Aufnahme mehrmals modifiziert.32 Wie bereits erwähnt, fehlt in den meisten bestehenden Katalogen eine Systematik, die das Titelmaterial nach Hauptgruppen untergliedert (zum Beispiel in EDIT16 2014); diejenigen mit einer vorzuweisenden Taxonomie differieren wiederum in ihrer systematischen Suchmöglichkeit nach Domänen und erschweren somit eine Vergleichbarkeit mit den eigenen Korpusdaten.33 In bestimmten Fällen wurden daher auch einzelne Domänen gebündelt (zum Beispiel Aestetica und Philologia sowie Militärwissenschaften, Sciencae und Traktat zu Technicae), um eine gerechtfertigte Analogie mit anderen Daten herstellen zu können. Zu bedenken ist, dass einerseits jeder Autor seine Werkbezeichnung so präzise wählt, wie er dies für nötig hält,34 auch bezieht die Titel-Formulierung den Erwartungshorizont des Rezipienten ein oder rechnet mit seinem Vorwissen und kann entscheidend für den Verkauf eines Buches sein. Andererseits kann die Titelgebung bisweilen mehr Suggestiv- als Wirklichkeitswert beinhalten. Hat man lediglich einen (mehrdeutigen) thematischen Titel zur Verfügung, der keine präzise Benennung einer Diskurstradition enthält wie zum Beispiel »sermon«, »poema« oder »pragmatica« – Genette spricht in diesen Fällen von rhematischen bzw. Gattungstiteln (1989, 86)35 – so lässt sich mitunter schwer die Intention, die hinter dem Text steht, eruieren und eine Zuteilung vornehmen. Ist beispielsweise eine Hagiografie der Domäne der Literatur oder jener der Religion zuzurechnen? ›Steckt‹ in einer relación ein administrativer oder ein historischer Diskurs? Soll man zum Beispiel die Copia de una carta traída de Constantinopla a Roma (1639, o.O.) zur Wissenschaft oder zu Varia zählen (falls es ein Einzelfall bleibt) oder dafür eine eigene Domäne Geografie einrichten? Ebenso bildet die Zuordnung der staatskundlich-geografisch-statistischen zweisprachigen Real Grandeza della Serenissima República di Genova (1669) (vgl. die untenstehende Besprechung) kein einfaches Unterfangen. Wie an wenigen Beispielen bereits klar wird, kann die im Korpus vorgenommene Typologisierung nie vollständig und streng distinktiv sein – die Methode der Gruppierung zu Diskursdomänen und deren anschließende quantitative Auswertung führt potenziell zu Verzerrungen. Die ermittelten Hauptgruppen sind in der Konsequenz lediglich als Näherungen zu verstehen.

Dies gilt in gleichem Maße für die sprachliche Zuordnung und Auszählung der Titel, die zum Großteil auf der Korrektheit und Zuverlässigkeit der diesbezüglichen Aussagen in den Meta-Katalogen fußte.

Da zahlenmäßige Erhebungen sprachlicher Distribution nicht unbedingt einen Anspruch auf Repräsentativität im engeren statistischen Sinn beanspruchen, können die mehrsprachige Konstellation bzw. die verschiedenen Sprachgebrauchsbereiche auf unterschiedliche Weise verfälscht werden. »Daher müssen quantitativ ausgerichtete Studien zu gesellschaftlicher Mehrsprachigkeit […] stets auf qualitative Betrachtungen zurückgreifen, um die Relevanz und Validität der Zahlen kritisch zu prüfen.« (Fellerer 2005, 279). Die in den Teilkorpora der nächsten Kapitel ermittelten Quantifizierungen bleiben folglich nicht unkommentiert, sondern werden so oft wie möglich unter Einbeziehung des (para-)textuell greifbaren Sprachwissens im engeren Sinn, das heißt der Repräsentationen36 der Produzenten und Rezipienten sowie unter Rekurs auf den historischen Kontext gegengeprüft.

Diese Vorgehensweise, für welche das Druckwerk verfügbar sein musste und einen ›sprechenden‹ Paratext vorzuweisen hatte, sei an einem Beispiel illustriert. In Genua erschien 1669 folgende zweisprachige (bzw. mit Paratext dreisprachige) Abhandlung zur genuesischen Kolonialgeschichte: Real Grandeza de la Serenissima Repvblica de Genova. Escrita en lengva española Por Don Lvis de Gongora, Alcasar, E Pempicileon, y Despues añadida, y traducida en lengua Italiana Por Carlos Esperon, Noble Ginoues, Capellan Mayor dela Capilla Real dela Serenssima Republica de Genoua, Protonotario Apostolico, Doctor en Sagrada Theologia, y en Leyes Canonica, y Ciuil. Real Grandezza della Serenissima Repvblica di Genova. Scritta in lingva Spagnvola […].37

Abbildung 8: Carlo Speroni, Real Grandeza de la Serenissima Repvblica de Genova, Genua 1669, Titelblatt.

Abbildung 8: Carlo Speroni, Real Grandeza de la Serenissima Repvblica de Genova, Genua 1669, Titelblatt.

Wie aus dem Titel hervorgeht, wurde die vier Jahre zuvor allein auf Spanisch in Madrid publizierte Edition nun zusammen mit der italienischen Übersetzung – und durchgängig lateinischen Marginalien – vom offiziellen Drucker der Republik herausgebracht. Nicht nur der Titel ist informativ, da er über das klerikale Profil des Übersetzers und »noble Ginoues« Carlos Esperon (Carlo Speroni) Auskunft erteilt, sondern auch der Paratext enthält mehrere metasprachliche Indizien. So wird in der Widmung an den Herzog und die genuesischen Ratsherren der Seerepublik die sprachliche Vorgeschichte des Werkes thematisiert:

[2] Hebbi fortuna di publicare la Vostra Regia Grandezza fuor della Patria […]. Comparue prima quest’Opra [sic] con abbigliamenti stranieri, e fú da gli amici del vero, e del giusto straordinariamente gradita. Esce adesso di nuouo alla luce, e nel proprio, e naturale idioma si scuopre, con certezza, che sotto l’ombra, e Protezion Vostra incontrerá la stessa, ed anco migliore fortuna. (Speroni 1669, a4r)

Im nur auf Italienisch dargebotenen Leserhinweis, in dem der Autor-Übersetzer auch seine Ausbildung und Sprechermobilität dokumentiert38, werden hierzu weitere Details offenbart: »Per ubbidire à un Gran Ministro della Corte di Spagna, mi vidi obbligato á scrivere in lingua Spagnuola il memoriale« (Ders. 1669, a5r, unter dem Anagramm Don Luis de Gongora) – nach Fertigstellung geriet Speroni allerdings die auferlegte Sprachwahl zum Verhängnis:

[3] […] altro non fù, che deludere le pretensioni d’vn Ministro di Principe, con proporre quelle della mia Republica, parue, che dispiacesse il mezzo [linguistico; T.A.]. Mà non era più in mia mano il sepellire con l’Opra il dissegno, per eßere già diuolgata la stampa, dentro, e fuori di Spagna. (Speroni 1669, a5r)

Er rettet sich, unschuldig, nach Genua, »doue furono gradite le mie fatiche, ed il mio affetto premiato« (Ders 1669, 5r) und wo er nun eine zweisprachige Version darbietet, deren Fehlerhaftigkeit er aufgrund nicht perfekter Kenntnisse im spanischen Teil antizipiert:

[4] Gli hai sotto gli occhi in lingua Spagnuola, e nell’Italiana, la onde puoi leggere, come più ti piace, o alla destra, o alla sinistra. Era ragione, che uscissero con gli abbigliamenti, co’ quali giá nacquero. Se la dettatura Spagnuola non ti piace, compatiscimi, perche non hebbi fortuna di nascere in quei felici paesi […]. (Speroni 1669, a6v)

In Bezug auf potenzielle Unzulänglichkeiten im italienischen Teil verweist Sperone den Leser auf die Nutzbarmachung der Seitenränder »per corregger gli errori«, ergänzt aber diesbezüglich:

[5] Quei della stampa bisogna che tù gli perdoni, perche son pochi, quando io considero, che è passata per le mani prima di vn Francese, e vn Lombardo, poi di vn Tedesco, e vn Monferrino, finalmente di vn Bolognese, e di vn Geneurino. In questo paese i Stampatori sono cervelli bisbetici, laonde il Maestro delle Stampe si scusa sopra gli vficiali, e questi dan la colpa all’Autore. (Speroni 1669, a6v)

In der geäußerten sechsfach garantierten Korrektheit ist in vortrefflicher Weise der durch nicht florentinisches und »launisches« Fachpersonal verkörperte »microbabele linguistico« (Quondam 1983, 664) innerhalb einer Offizin exemplifiziert, über den immer noch viel zu wenige konkrete sprachgeschichtliche Befunde vorliegen.

Dieses Druckwerk – von insgesamt 46 im Korpus erfassten zweisprachigen secentine das einzige in Genua gedruckte – ist folglich in mehrfacher Hinsicht aufschlussreich: Erstens aufgrund der sprachlichen Druckgeschichte und Zirkulation in (und außerhalb von) Spanien als Erst- und Auftragsdruck sowie als Zweitedition mit italienischer Übersetzung aus wohl pragmatischen, kollektiv motivierten Gründen, vor allem aber aus Prestigegründen für die Heimatstadt (vgl. auch das Folioformat und die Widmungsadressaten). Zweitens aufgrund der individuellen Mehrsprachigkeit des Autors und drittens aufgrund des Einblicks in das mehrsprachige »Diasystem Buchdruck« (vgl. Trifone 1993). Nicht zuletzt spiegelt es als Ehrengabe außerdem das Interesse des Hauses Habsburg an der Seerepublik Genua, »Republica tan benemerita de la Monarquia Española« (Speroni 1669, a3v) wider, von dem es wirtschaftspolitisch und finanziell abhängig war (vgl. Pittioni 2007 und Kap. 2, Anm. 19).

1 Vgl. hierzu auch Ernst [u.a.] 2006, 5 und 13 und Ellena 2011, 2–9.

2 »Unter die externe Sprachgeschichte fallen die soziolinguistischen Aspekte wie Sprachbewertung, Rolle der Institutionen bei der Verbreitung einer Sprache, Mehrsprachigkeit, Wahl einer bestimmten Sprache, Varietät oder Diskurstradition. Auf diese Weise kann ein Bild der sprachlichen Situation gegeben werden, in der der Schreiber eines Textes steht. Die Art der zu verwendenden Quellen ist in diesem Bereich sehr mannigfaltig und im Grund genommen unbegrenzt.« (Weidenbusch 1999, 151f.).

3 Vgl. Kabatek/Pusch/Raible 2005: »Die Untersuchung früherer Epochen der romanischen Sprachen erlaubt keinen Rekurs auf Informantenurteile oder Sprecherintuition und verlangt daher prinzipiell einen korpuslinguistischen Ansatz.« (Kabatek/Pusch/Raible 2005, Klappentext).

4 Vgl. Wilhelm 1996, 47–49; Fellerer 2005, 22–26 und 277–280 sowie Ellena 2011, 251f. als Rechtfertigungsbeispiele für Korpusrepräsentativität.

5 Vgl. TISIT16–17, Harvard Dataverse Network, V1 [21.04.2015], DOI: http://dx.doi.org/10.7910/DVN/YIVKM9 (Zugriff vom 23.04.2015).

6 Zu betonen ist, dass es sich bei dieser Datenbank weder um eine Volltextdatenbank noch um ein Textkorpus handelt. Die Besprechung ausgewählter, einzelner Primärwerke, die in der Bibliografie der vorliegenden Arbeit am Ende aufgelistet sind, kann im Ergebnis als ein Textkorpus spanischer und mehrsprachiger Drucke gewertet werden.

7 Diese Epocheneinteilung entspricht der üblichen Periodisierung in der buchhistorischen Forschung (vgl. Kap. 2.2) und war im Blick auf die Vergleichbarkeit mit anderen Katalogen unumgänglich.

8 Der IB16 beinhaltet Informationen zu 19.000 Titeln in ca. 140.000 Kopien, die in mehr als 1.320 Bibliotheken weltweit aufbewahrt werden. Der entsprechende Online-Katalog sowie eine Fortführung für das 17. Jh. (IB17) befinden sich im Aufbau; beide sind bereits im USTC eingespeist. Vgl. die Webseite des »Iberian Book Project«, URL: http://www.ucd.ie/ibp/index.html (Zugriff vom 10.09.2014). Vgl. auch Kap. 7, Anm. 22.

9 Obschon nur als Überblickskatalog der British Library gedacht, entwickelte sich der Short Title Catalogue of Books Printed in Italy and of Italian Books Printed in Other Countries from 1465 to 1600 now in the British Library (STCI) zu einem unentbehrlichen Referenzwerk für die Buchproduktion des Cinquecento: »[…] esso conteneva più informazioni sulla stampa italiana del sedicesimo secolo di qualsiasi altra opera finora ad allora disponibile.« (Fahy 1988, 16f.).

10 Eine Ausnahme bildet Busquets’ Katalogisierung von 644 ausschließlich in Spanien gedruckten Titeln zwischen 1501 und 1600, die in verschiedenen lombardischen Bibliotheken aufbewahrt werden (Busquets 1998).

11 Z.B. in den englischen Short Title Catalogues, die nur Titel, Autor, Drucker, Druckort und Format verzeichnen; der USTC hingegen ist in dieser Hinsicht weiter ausgebaut und multifunktional, vgl. Kap. 2, Anm. 48.

12 Vgl. die oben zitierten Kriterien Meregallis seiner Bestandsaufnahme der spanischen Buchproduktion in Venedig (Meregalli 1971, 175). Das ästhetische Auswahlkriterium bestätigt bspw. auch Giustinianis Druckgeschichte von Neapel und Umgebung bis zum Jahr 1789, für die er lediglich »quelle opere« aussondierte, die sich »[…] o per bellezza di stampa, o per rarità« (Giustiniani 1793, 12) auszeichneten. Auch im von Sánchez García herausgegebenen Sammelband liegt der Fokus »su alcune delle maggiori opere edite in castigliano a Napoli e in altri centri tipografici tra Cinquecento e Seicento« (Sánchez García 2013, XI).

13 »In general, however, it seems that large-format works, especially those in the areas of medicine, theology, philosophy and law have had a higher survival rate than the smaller works such as vernacular works of piety, breviaries and missals for personal use, entertainments and ephemera. This is not surprising since it is a human tendency to take greater care of more expensive articles on the one hand, and also because these editions were usually printed in better quality paper, bound better, and housed in better conditions.« (Pettas 1995, 12).

14 Zum »cosiddetto ›sottobosco‹ – anche per la scarsezza di strumenti bibliografici – fatto in l’Italia particolarmente rilevante« (Braida 2010, 331f.), vgl. Braida 2010; Barberi 1984, 515; Serianni 2002, 506.

15 Nach persönlicher Auskunft des renommierten Buchhistorikers Marco Santoro dürften gerade in (süd-)italienischen Archiven und kommunalen Bibliotheken kleinere Druckerzeugnisse wie Flugschriften, Bekanntmachungen oder Erlasse in spanischer Sprache zu erwarten sein. Auch er beklagt das geringe Forschungsinteresse der Bibliografen an Akzidenzen und an spanischen Druckwerken. Seiner These des Buchimports aus Spanien wird in Kap. 6.5 nachgegangen.

16 Eine ausführliche Bibliografie zu den verschiedensten Katalogen (Bibliotheks-, Privat-, Spezial-, Ausstellungskataloge) »di opere utili allo studio del libro antico spagnolo« bietet Mazzocchi 2007, vgl. URL: http://www.cervantes.es/imagenes/file/biblioteca/mazzocchi_giuseppe_esposizione_bibliografica.pdf (Zugriff vom 25.08.2014); vgl. zudem Morreale 1995.

17 Ziel war es dabei nicht, akribische bibliografische bzw. bibliophile Recherchearbeit, wie sie in den meisten Katalogen angestrebt wird, zu leisten wie z.B. die breite Revision der Quellen und bereits bestehender Repertoires, die Richtigstellung des Erscheinungsjahres von Erstdrucken oder die Identifizierung von besonders seltenen Druckwerken. Ferner war nicht die tatsächliche Existenz eines Buches z.B. in einer Bibliothek für die Aufnahme in die Datenbank ausschlaggebend.

18 Der Grundstock wird gebildet aus: Zaccaria 1907; Toda y Güell 1890, vgl. URL: http://ia600502.us.archive.org/12/items/bibliografiaespa00toda/bibliografiaespa00toda.pdf (Zugriff vom 25.08.2014); Ders. 1927; Ders. 1928; Ders. 1929; Ders. 1930; Balsamo 1968; Santoro 1986; Giri 1992; Lipari 1996; Sánchez García 2007b und EDIT16 2014, URL: http://edit16.iccu.sbn.it/web_iccu/ (Zugriff vom 08.09.2014); EIRN 2014, URL: http://www.ispanica.unior.it/catalogo/Site/searchbase.aspx (Zugriff vom 08.09.2014).

19 Nicht systematisch eingespeist wurden Druckwerke auf Neapolitanisch, Mailändisch und Sizilianisch (vgl. in den Kapiteln 6.1, 6.2, 6.3 und 6.4 die entsprechenden Abschnitte). Zwar gibt es, zumindest für Letztere, Bemühungen um eine bibliografische Bestandsaufnahme (vgl. Lipari 1990; Polizzi 2013), allerdings können diese meiner Meinung nach keinen Anspruch auf Repräsentativität beanspruchen. Auf den ersten Blick – das Problem der divergierenden sprachlichen Gestaltung von Titel und Inhalt des Werks ist hier besonders virulent – verzeichnet EDIT16 2014 lediglich 25 sizilianische (bzw. sizilianisch-italienische), zwei sardische und eine neapolitanische Edition. Für die sardische Sprache stellt sich dank den Bibliografien von Toda y Güell 1890 und Balsamo 1968 dieses Quellenproblem nicht bzw. in weitaus geringerem Ausmaß.

20 Beinhaltet sind in Toda y Güell 1927–1930 (vgl. auch den Index, Ders. 1931) 6.983 ausschließlich in Italien zwischen 1500 und 1901 veröffentlichte Werke, im Detail: 1. Spanische, katalanische und lateinische Originaldrucke spanischer Autoren. 2. Italienische oder lateinische Übersetzungen spanischer Autoren. 3. Spanische Übersetzungen von italienischen Druckwerken. 4. Bücher italienischer Autoren, die spanische Texte (im Original oder in Übersetzung) enthalten. Der vierte Band enthält zusätzlich noch italienische Drucke zur spanischen Festkultur (Festbeschreibungen anlässlich von Königswahlen, Geburtstagen, Taufen, Bestattungen, Hochzeiten, Einzügen, etc.).

21 Zaccaria selbst betont den »pregio maggiore o minore dei libri e delle edizioni« und bietet eine Liste an »edizioni pregevoli« »[p]el contenuto«, »[p]er essere l’ed. [edizione; T.A.] prima dell’opera« und »[p]er essere ed. [edizione; T.A.] unica e rara« (Zaccaria 1907, If.).

22 »The spanish books which Dr. Thomas has registered probably do not amount to more than one-sixth of those still extant, but […] the proportion of the more important books is very much higher, and with the aid of this Catalogue it should not be difficult to make the Museum collection thoroughly representative of the period here covered.« (Thomas [1921] 1966, iii).

23 Ein weiterer Vorteil der Güellschen Bibliografie liegt in der typografisch aufwendigen Kataloganreicherung mittels Faksimiles ausgewählter Titelblätter oder einzelner Textseiten und Illustrationen. Teilweise sind einzelne Textseiten, Auszüge aus Paratexten oder Inhaltsverzeichnisse auch transkribiert. Viele der detailliert beschriebenen Bücher waren in eigenem Besitz des bibliophilen Toda y Güell: 1918 bezog er das Castell Monestir de Sant Miquel d’Escornalbou in Katalonien und richtete dort eine eigene Bibliothek ein. Die dortige Kollektion an ca. 60.000 Büchern ist nach persönlicher Auskunft allerdings für die Öffentlichkeit und für Forschungszwecke nicht zugänglich, vgl. URL: http://www.bnc.cat/Fons-i-col-leccions/Cerca-Fons-i-col-leccions/Toda-Eduard (Zugriff vom 10.08.2014). Vgl. auch die Broschüre zum Castell Monestir de Sant Miquel d’Escornalbou mit Informationen zur Bibliothek von Toda y Güell, URL: http://www.mhcat.cat/content/download/9307/71803/file/Dossier+educatiu+Escornalbou.pdf (Zugriff vom 10.08.2014).

24 Vgl. die jeweiligen Webseiten, URL: http://www.hathitrust.org/digital_library, http://archive.org/index.php, http://www.europeana.eu/; http://www.worldcat.org/, http://www.ubka.uni-karlsruhe.de/kvk.html, http://books.google.de/ (Zugriff vom 10.08.2014).

25 Bspw. die virtuelle Ausstellung »Fortuna de España. Textos españoles e imprenta europea (siglos XV–XVII)« des Centro Virtual Cervantes, vgl. URL: http://cvc.cervantes.es/obref/fortuna/ oder die lizenzierte Volltextdatenbank »The Making of the Modern World«, vgl. URL: http://www.nationallizenzen.de/angebote/nlproduct.2006-03-10.0925876041 (Zugriff vom 10.08.2014).

26 Zu letzteren beiden können zudem teilweise Namensvarianten und biografische Informationen abgerufen werden (erfasst wurden diejenigen, die relativ schnell im Internet oder in Katalogen mit entsprechenden Auskünften aufzufinden waren); die systematische Vervollständigung, die eine inbesondere im Hinblick auf die Autoren aufschlussreiche Filterung nach ›Nationalität‹ zulassen würde, bleibt ein Desiderat für die Online-Kataloganreicherung, eventuell auch mittels Crowdsourcing (vgl. Kap. 7.2).

27 Als Datenbankverwaltungssystem wurde MySQL verwendet, das auf dem relationalen Datenbankmodell beruht, d.h. Tabellen werden über definierte Beziehungen miteinander verknüpft (vgl. http://www.mysql.de/ [Zugriff vom 20.10.2014]). Der Vorzug zum Tabellenkalkulationsprogramm besteht in der zentralen und kompakten Verwaltung von großen Datenmengen, in der Redundanzfreiheit, Datenunabhängigkeit, automatischen Aktualität bei Datenbestandsänderungen, leichten Aktualisierbarkeit und übersichtlichen Bearbeitung von Daten, vor allem aber in der Benutzerfreundlichkeit, die dem Anwender einfache Eingabe- und Suchmöglichkeiten bietet, aber auch im Rahmen der Mehrbenutzerfähigkeit jedem weiteren Nutzer vielfältige Kombinations- und Suchstrategien erlaubt.

28 Dieser wurde – ähnlich wie in EDIT16, die als grobe Vorlage diente – in quasi-faksimilierter Form verfasst, d.h. alte Grafien wie langes s, Trennstriche, Groß- und Kleinschreibung wurden nicht berücksichtigt.

29 Die Datenbank hat einen klaren zeitlichen, aber keinen geografischen Schwerpunkt: Sie umfasst sämtliche vorgefundene Druckorte von Alessandria bis Vico Equense.

30 Nicht systematisch erfasst wurde das Kolophon. Die Beschreibung der Druckermarke, des genauen Inhalts mit Seitenangaben, der Blätterabfolge und der inneren und äußeren Erscheinung (etwa Verzierungen, Rubrizierungen oder Umschlaggestaltung) wurden als irrelevant für die Arbeit erachtet und daher nicht angegeben.

31 Für Schlieben-Lange, die die Geschichte von Texttraditionen beleuchtet, stellen Diskursuniversen die dritte Ebene dar (vgl. Schlieben-Lange 1983, 138–148). Sie seien »die Typen der Texttypen. Wenn mehrere Texttypen ähnlichen Prinzipien folgen, d.h. die gleiche Art von Finalitäten haben, auf die gleiche Welt referieren und ähnliche formale oder argumentative Standards haben, so kann man sagen, daß sie ein Diskursuniversum besitzen.« (Dies. 1983, 140); ein bestimmter Texttypus impliziere ein bestimmtes Diskursuniversum. Diskursuniversen, die sich über ihren Weltbezug und finalen Zweck definieren, seien demnach z.B. Religion, Dichtung, Wissenschaft oder Recht (Dies. 1983, 146). Zu den weniger komplexen Diskurstraditionen, dem »eigentliche[n] Bindeglied der externen und internen Sprachgeschichte« (Koch 1997, 58) vgl. Koch 1997 und Wilhelm 2006. Eine Synthese der historischen Textsortenlinguistik und Geschichte der Diskurstraditionen bietet Ellena 2011, 14–17.

32 So war z.B. ursprünglich auch die Domäne Traktat definiert, die später aufgrund der Seltenheit der Editionen, welche diese Bezeichnung explizit im Titel trugen, in den meisten Fällen in die Kategorie Technicae integriert wurde.

33 Bspw. gruppieren Santoro 1986 und EIRN 2014 die katalogisierten Titel nach zehn Domänen (Religione, Letteratura, Diritto, Scienze, Storia-Filosofia, Arte-neapolitana, Musica, Teatro, Geografia, Varie); Lipari 1990 hingegen setzt nur die vier Universen Religione, Letteratura, Diritto, Scienza an.

34 Vgl. die Informationen zu »Titel« in Rautenberg, der in engem Zusammenhang mit dem ca. 1480 entstehenden Titelblatt stehe: »Durch das Titelblatt setzt langfristig eine Normierung der Bezeichnung eines Werkes ein. Dies betrifft sowohl Werke mit längerer Überlieferungstradition, die im Druck weitertradiert werden, wie auch Neuerscheinungen. Da das Titelblatt eine Werkbezeichnung zwingend fordert, wird diese nun vom Autor oder vom Drucker bzw. Verleger vergeben und in folgenden Ausgaben beibehalten. Die Geschichte des T. [Titelblatts; T.A.] ist aufschlussreich für den lit. [literarischen; T.A.] Zeitgeschmack.« (Rautenberg 2003, 486f.).

35 Genette definiert des Weiteren einen dritten Titel-Typus, den der gemischten Titel, »die also deutlich getrennt ein rhematisches (meistens gattungsspezifisches) und ein thematisches Element enthalten […]. Alle derartigen Titel beginnen mit einer Bezeichnung der Gattung, also des Textes, und lassen eine Bezeichnung des Themas finden.« (Genette 1989, 89).

36 Vgl. Kap. 1, Anm. 21.

37 Der Titel lautet weiter: Da D. Lvis de Gongora, Alcasar, e Pempicileon, E poi aggionta, e tradotta nella lingua Italiana Da Carlo Sperone, Nobile Genouese, Cappellano Maggiore della Regia Capella della Serenissima Republica de Genoua, Protonotario Apostolico, Dottore in Sacra Teologia, e in Legge Canonica, e Ciuile. En Madrid Por Ioseph Fernandez de Buendia el Año 1665. Et in Genova, Per Gio: Battista Tiboldi, MDCLXIX. Stampatore della Serenissima Repvblica, vgl. Esperon 1669, URL: http://data.onb.ac.at/ABO/%2BZ166334001 (Zugriff vom 10.08.2014).

38 Nach dem Studium der lettere umane und anderer Wissenschaften in Mailand, Genua, Bologna und Salamanca tätigte er zwei karitative Reisen nach Afrika und unterstand mehreren Ministern, u.a. in Spanien.