Zweieiige Zwillinge? Zur gegenseitigen Beeinflussung der Entwicklung von Kriminalität und Kriminalistik

Autor/innen

Felix Bode
Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW
Harald Kania
Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung
Stefan Kersting
Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW

Synopse

Kriminalität und deren Bekämpfung unterliegen seit jeher permanenten Veränderungen. Durch den gesellschaftlichen Wandel und die damit einhergehende Wei­terent­wicklung von technischen Möglichkeiten werden fortlaufend neue Modi Operandi ermöglicht, auf welche die Polizei mit teilweise ebenfalls neuen kriminalistischen Mitteln reagiert. Entwicklungen in der Kriminalität und der Kriminalistik können somit als sich gegen­seitig beeinflussende Prozesse angesehen werden. Allerdings findet dieser Wandel nicht kontinuierlich statt, sondern tritt in Schüben auf, die in der Regel auf besondere kriminalitäts­relevante Ereignisse zurückzuführen sind. In diesem Zusammenhang verändert sich die Polizei, sowohl in ihrer Organisation als auch in ihren Analysen zur Entwicklung der Kriminalität und in ihren Methoden zu deren Bekämpfung teilweise grundlegend.

In einem ersten, konzeptionellen Teil wird anhand von ausgewählten Kriminalitätsformen und den damit verbundenen Ermittlungspraktiken ein Überblick der gegenseitigen Beeinflussung von Kriminalität und Kriminalistik gegeben. Darauf aufbauend wird im zweiten Teil der aktuelle Stand dieses ,Evolutionsprozesses‘ anhand der Implementierung von Predic­tive-Policing-Systemen in die Polizeiarbeit diskutiert. Denn darin zeigt sich nahezu ideal­typisch die gegenseitige Beeinflussung von Kriminalität und Kriminalistik, wie auch der digitale Wan­del und damit verbundene Gefahren. Polizeiarbeit scheint sich im Ergebnis die­ser Verän­derungs­­pro­zesse von einer ursprünglich eher auf den Einzelfall bezogenen, subjekti­ven Sicht­weise auf Kriminalität und deren Verfolgung (zum Beispiel durch kriminalistische Taktik und List in der Vernehmung) auf eine nunmehr eher allgemeine, abstraktere Betrach­tung zu verschieben (,Abstract Police‘).

Autor/innen-Biografien

Felix Bode, Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW

Felix Bode ist Professor für Kriminologie an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW, Abteilung Köln. Seine Forschungs- und Publiktionsfelder liegen im Bereich Kriminalgeografie und Predictive Policing.

Harald Kania, Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung

Harald Kania ist Professor für Psychologie am zentralen Lehrbereich der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung in Brühl. In seiner Forschungs- und Beratungstätigkeit beschäftigt er sich mit den Bereichen Neues Arbeiten/Arbeit 4.0, Personalentwicklung, Kriminologie und Polizeipsychologie.

Stefan Kersting, Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW

Dr. Stefan Kersting ist Professor für Kriminalistik und Kriminologie an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW (HSPV NRW). Seine Forschungsinteressen liegen derzeit im Bereich der Polizeiforschung.

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Veröffentlicht

Juni 4, 2024

Zitationsvorschlag

Bode, F., Kania, H. and Kersting, S. (2024) “Zweieiige Zwillinge? Zur gegenseitigen Beeinflussung der Entwicklung von Kriminalität und Kriminalistik ”, in Harst, J., Celik, N., and Jendges, R. (eds.) Virtuelle Investigationen: Revisionen des Indizienparadigmas in Literatur und Kunst. Cologne, Germany: USB MONOGRAPHS, pp. 85–104. doi:10.18716/omp.35.c80.